Joachim Büge
Martin und die Haie (2 Tage aus Martins Afrikatagebuch) |
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30.10.1998 Nachdem ich zwei aufregende Wochen im Partnerkirchenkreis Kgetleng erlebt habe, bin ich mit Joe noch nach Kapstadt geflogen, wo wir uns in einem schönen Hotel im Zentrum der Metropole erholt haben. Habe die letzte Nacht wie immer recht gut geschlafen - ich brauche nur in die Wagerechte zu kommen und schon knack ich weg. Allerdings muss ich mit Joe zusammen im Doppel-ehebett pennen. Wenn Joe sich mit seinen 90 kg umdreht, werde ich fast unter die Decke katapultiert. Nach einem reichhaltigen zweistündigen Frühstück sind wir mit unserem babyblauen Mazda Mietwagen zum Kap der guten Hoffnung gefahren. Unterwegs haben wir ein paar Mal angehalten, um bei der sengenden Hitze kurz ins Wasser zu springen. Das war aber jedes Mal eine total herbe Enttäuschung und im wahrsten Sinne des Wortes echt cool, denn die Wassertemperatur betrug höchstens 12° C, so dass man spätestens nach einer Minute Wadenkrämpfe bekommen hätte. Mit anderen Worten: Schwimmen im Atlantik war nicht angesagt. Also beschlossen wir an diesem Abend auf unserem Hotelzimmer, am kommenden Tag mit unserem bereits erwähnten babyblauen Mietwagen mindestens 500 km Richtung Osten zu driven, um uns dort in die viel wärmeren Fluten des Indischen Ozeans zu stürzen. Mit diesen erwärmenden Gedanken an ein schönes Wellenbad und an meine zukünftige Braut Susi schlief ich direkt ein, während Joe sich noch die 1:8 Niederlage der Gladbacher gegen Werder Bremen auf irgendeinem südafrikanischen Sportsender auf unserem Zimmerfernseher reinzog. 31.10.1998 Nach einem reichhaltigen zweieinhalbstündigen Frühstück sind wir mit unserem babyblauen Mazda Kleinwagen zu einem abenteuerlichen zweitägigen Ausflug entlang der wunderbaren Gardenroute, sicherlich einer der schönsten Küstenstraße dieses Planeten, gestartet. Bereits beim Abbiegen in der City hätte ich fast einen Motorroller umgeputzt, aber Joe hat mich gerade noch rechtzeitig durch einen markerschütternden Schrei gewarnt. Nun ja, dieses Linksfahren ist eben etwas ungewohnt. Ca. alle hundert km haben wir eine Pause eingelegt, um die Wassertemperatur zu testen. Und siehe da selbige stieg mit jedem gefahren Westkilometer um genau 0,01 °C, so dass wir am späten Nachmittag bei satten 17° angelangt waren. Also hieß es für uns nur noch: Schnell eine Unterkunft gesucht und ab in die Fluten. In der Plettenbergbucht fanden wir durch Zufall ein traumhaft gelegenes Ferienhaus mit Blick auf den Indischen Ozean. Ein etwas esoterisch angehauchtes belgisches Ehepaar, dass es in diese einsame Gegend verschlagen hatte, vermietete uns gegen geringe Gebühr ein tolles Zimmer mit Tretford-Auslegware und transzendentalen Klängen aus dem Background der Wohnung. Kurz vor Untergang der Sonne wollten Martin und ich es dann aber noch wissen. Schnell die Badehosen an, Handtuch übergeworfen und ab zum Strand. Im Fortgehen sagte der Vermieter nur: "Viel Spaß noch beim Baden Jungs und passt ein wenig auf die Haie auf". Wir guckten etwas erheitert ob diesen kleinen Späßchens und ich entgegnete kurz: "No problem Mr., wir wollten sowieso nicht soweit rausschwimmen. Darauf der Belgier: "Die Haie kommen hier bis ans Ufer. In dieser Saison gab es bisher 9 schwere Haiattacken. Erst vor zwei Wochen ist ein kleiner Junge von einem kleinen Hai im knietiefen Wasser attackiert worden. Der Vater hat den Hai aber beherzt ergriffen und an den Strand geworfen". Derart ermutigt, liefen wir zum Strand, dessen weisser Sand jungfräulich vor uns lag. Über mehrere Kilometer war zu beiden Seiten keine Menschenseele zu sehen. Natürlich wollten wir nicht direkt, frisch sonneneingecremt ins Wasser gehen. So legte ich mich zum Sonnenbaden auf mein Handtuch und vertiefte mich in die Strandlektüre "Haie sind auch nur Tiere", von Professor Grzimek. Doch plötzlich fing Joe an zu Nerven.
Alles in allem haben wir wahrscheinlich nicht länger als 90 Sekunden im knöchelhohen Wasser gebadet und den von den Wellen aufgewühlten Grund ohne Unterlass nach vermeintlich auftauchenden Haiflossen abgesucht. Aber, mein liebes Tagebuch: Wir waren drin im indischen Ozean und sind den tückischen Fluten in der vollen Fülle unserer Gliedmaßen wieder entstiegen. Nach dieser fulminanten Mutprobe haben wir abends in einem Fischrestaurant diniert und nach einer lecker panierten Haiflosse im Quallenrand auf die haifreien norddeutschen Gewässer (Steinhuder Meer usw.) angestoßen. |