Timo Schneemann
Vino Nobile und ein Grinsen


Susanne hat immer eine offene Tür und ein offenes Ohr. Zugegeben war ich mir anfangs nicht sicher, ob als professionelle Seelsorgerin oder als eine Freundin, aber die gemeinsame Entdeckung "Vino Nobile de Montepulciano" hat den Weg für viele gemeinsame Stunden eröffnet! Wenn ich bei Martin bin, dann ist das völlig normal, selbstverständlich und man gehört ja mittlerweile quasi zum Inventar (was wirklich sehr schön, selbst produziert und immer zum wohlfühlen ist). Wenn man Susanne besucht, dann merkt man vor allem eines: Sie freut sich immer darüber, dass man da ist. Ein anderer, aber ganz besonderer Wohlfühl-Faktor!!! Susanne muss nicht immer im Mittelpunkt stehen und dominierend sein (wie andere). Wenn man etwas mit ihr zusammen macht, sei es Jugendgottesdienste, Freizeiten oder anderes, dann macht man es wirklich ZUSAMMEN. Vielleicht hängt das ja auch damit zusammen, dass sie als Evangelin in der Diaspora des Emslandes gelebt hat? Man weiss es nicht. Manchmal führt das natürlich dazu, dass es länger dauert, bis man auch mal was Persönliches von ihr erfährt. Aber dann gibt es Momente, wo alle Deiche brechen und sie dem Motto "ein jegliches hat seine Eigendynamik" freien Lauf läßt und z.B. sämtliche Blumen im Hause mit Nachrichten, Anweisungen und Botschaften spikt, damit der Gießdienst während der Abwesendheit auch alles richtig macht (oder sie setzt einfach ganze Häuser unter Wasser). Und wenn man da dabei ist, dann hat man viel Spaß!!!! Hilfsbereit ist Susanne! Zu ihr kann ich immer kommen und mir mal ein Kleid leihen, wenn mir danach ist. Und sie ist ein gemütlicher Mensch! Die Beine hochlegen, sich Rotwein, Fritt und einen Donna Leon-Krimi schnappen und Fünfe gerade sein lassen. Auch hier empfiehlt es sich, in ihrer Nähe zu sein, denn so viel Entspanntheit färbt einfach ab! Eine der faszinierendsten, bewunderungswürdigsten und sympathischsten Eigenschaften ist ihre Art Kritik zu üben oder anderen Leuten einen Spiegel vorzuhalten: grinsen. Angenommen ich bin dabei, eine ganz bestimmt Idee durchzubringen und möglichst autoritär und dominant zu vertreten, sodass klar wird, es geht weniger um die Sache als um das Sich-Durchsetzten. Was macht Susanne? Sie grinst einen an. Kein Gegenpowern, Diskussion oder Streit suchen (denn um die Sache geht’s ja gar nicht), sondern einfach nur ein wissendes, freundliches lächeln (mit und nicht über einen!). Da gibt’s dann zwei Arten der Reaktion: entweder noch schärfer weiter machen, damit sie endlich "richtig" reagiert (völlig zwecklos) oder dastehen wie ein begossener Pudel (erster Schritt zur Selbsterkenntnis). Ich finde das irre faszinierend und wann immer ich dass einmal beobachte (und nicht selbst erleide), da muss auch ich nur noch grinsen! Darf man heutzutage noch als Positives über eine Frau sagen, dass sie gut kochen kann? Ich traue es mich einfach. Ich sage nur zwei Sachen: scharze Pasta und gefüllter Putenbraten. Susanne ist eine perfekte Gastgeberin!!!! Und (hoffentlich nicht nur) in Sachen Kochen hat sie einen sehr guten Einfluß auf Martin. Eine Sache gibt es aber doch zu bemängeln. Das hat es dann doch immer wieder auch schwierig gemacht, gemeinsam mit ihr auf Freizeiten zu fahren (ich meine jetzt nicht die Tatsache, dass sie ein ungeheurer Morgenmuffel ist): Sie spielt die alten Kirchenklassiker, die Lieder meiner Jugend einfach immer falsch! Entweder zu schnell oder zu langsam, aber selten richtig! Was würde Susanne jetzt darauf erwidern? Genau: grinsen. Du hast ja recht.